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Das Thema
Schon in den zwanziger Jahren begannen die Pioniere des Segelflugs auf der Wasserkuppe in der Rhön ihre Flugzeuge zu sammeln und mit Modellen, Fotos und anderen Dokumenten in einer einfachen Halle auszustellen. Dieses historische Museum wurde jedoch bald zu klein. Das Land Hessen, Landkreis, Gemeinde und die Lufthansa fanden sich zur "Stiftung Deutsches Segelflugmuseum" zusammen und ermöglichten 1987 die Eröffnung eines Neubaus in der Nähe der Fluganlagen. Es ist ein Rundbau aus Holzleimbindern von 37 m Durchmessern mit 1.500 m² Ausstellungsfläche. Bereits ein Jahr nach der Eröffnung zählte das Museum hunderttausend Besucher. Ein Blick in das Innere des Museums zeigt, wie gedrängt die Flugzeuge ausgestellt werden müssen. Sie kommen kaum zur Geltung. Der Förderverein des Segelflugmuseums hat eine große Anzahl weiterer Exponate erworben und muss diese zur Zeit in Hangars oder Kellerräumen zwischenlagern. Eine Erweiterung des Museums ist dringend notwendig.
Der Neubau der Erweiterung soll 3.000 m² Ausstellungsfläche erhalten, um räumliche Freiheit bei der Präsentation zu gewährleisten. Weiterhin sind eine Cafeteria mit Küche, ein Kino- und Vortragsraum, eine Bibliothek, ein Archiv, ein Versammlungsraum, Werkstätten zur Ausstellungsvorbereitung und Instandhaltung der Flieger sowie Verwaltungsräume vorgesehen.
Die Themenbereiche des Museums umfassen: Geschichte der Luftfahrt, Flugphysik und Aerodynamik, Technik und Ästhetik des Segelfliegens, Sportwissenschaft, Biologie, Meteorologie, Geografie der Hohen Rhön sowie Holz- und Kunststoffverarbeitung.

Die Aufgabe
Was ist das Spezifische eines Museums für Segelflug? Die Besucher sollten um die Segelflugzeuge herumgehen können, sie aus verschiedenen Perspektiven betrachten und nahe an sie herantreten können, um Materialien und Details zu erkunden. Es werden unterschiedlichste Arten von Exponaten ausgestellt: Originale und Nachbauten von Segelflugzeugen mit bis zu 8m Länge und bis zu 18 m Spannweite, Modelle von Segelflugzeugen, Skulpturen berühmter Flieger, Instrumente und Geräte, Erinnerungsstücke, Filme, Zeitschriften, Fotos und Dokumente. Die Nutzung von Tageslicht zur Präsentation der Exponate und Blickbeziehungen zur umgebenden Landschaft sind erwünscht.
Das Museum soll als eigenständiges Gebäude ohne direkte Verbindung westlich des bestehenden Museums realisiert werden. Die maximale Traufhöhe beträgt 10 m. Die rauen Witterungsbedingungen werden die energetische Konzeption des Gebäudes beeinflussen: es herrschen 4,8°C mittlere jährliche Lufttemperatur, 1.100 mm mittlerer jährlicher Niederschlag (davon 15% Schnee), 110 Tage im Jahr durchgängige Schneedecke, 200 Tage im Jahr Wolken und Nebel und häufig starke Winde aus SW und W mit mehr als 6 m/s.
Wie fügen sich das neu zu planende mit dem bestehenden Museum in die Gesamtheit des besonderen Standortes Wasserkuppe ein? Welchen Bezug stellt das Museum zu seinem Umfeld her und worin liegt der Unterschied zu den umliegenden Gebäuden? Neben funktionalen und gestalterischen Ansprüchen zur Präsentation der Exponate soll das Gebäude die Modernität des Segelflugs ausdrücken. Es ist die größte und wichtigste Maßnahme im Rahmen der Neuordnung des Standortes und wird das Image der Wasserkuppe maßgeblich prägen.

Der Ort
Die Wasserkuppe ist mit 950 m über NN der höchste Berg Hessens. Der Segelflug hat hier nach dem ersten Weltkrieg seinen Anfang genommen. Während des kalten Krieges spielten die Luftüberwachungsanlagen der Amerikaner eine zentrale Rolle. Inzwischen ist das militärische Gelände aufgegeben und der Rückbau der Gebäude beschlossen. Dies ermöglicht eine Neukonzeption für die Entwicklung der Wasserkuppe, um der weltweiten Bedeutung des Ortes für die Entwicklung des Fliegens zu entsprechen. Es findet sich kein vergleichbarer Ort, der gleichzeitig als Naturdenkmal (Kernzone des Biosphärenreservats Rhön, höchster Berg Hessens, Quelle der Fulda) und als technisches Denkmal (Entwicklung des Segelfliegens sowie des Motor- und Raketenflugs, experimentelle Überprüfung flugwissenschaftlicher Grundlagen) derartiger Anerkennung genießt.
Für die zukünftige Entwicklung der Wasserkuppe sind 1999 Gestaltungsvorschläge gemacht und als Leitbild dargestellt worden, die sich aus folgenden Maximen ableiten:
- Wiederherstellung der "offenen Höhe": Rückbau der militärischen Anlagen, Entsiegelung der Flächen und Anlegen einer einheitlichen Pflanzendecke aus Borstgras.
- Bestandssicherung des Segelflugbetriebs: eindeutige Funktionstrennung zwischen Tourismus und Flugbetrieb, Gestaltung von Ausblickspunkten und Erweiterung des Segelflugmuseums.
Die Doppelattraktion der Wasserkuppe als Naturpark und technisches Denkmal soll ohne neue, standortfremde Großattraktionen auch kommerziell genutzt werden. Mit Ausnahme von wenigen Grundstücken für neue Nutzungen bleiben alle Hotel-, Restaurant- und Geschäftsnutzungen erhalten (z. B. Wetterstation, Touristeninfo). Sie werden durch die Neugestaltung des Verkehrskonzeptes und der Freiflächen in ihrer Attraktivität gestärkt.
Die dreiflügelige Kasernenanlage an zentralem Ort auf der Kuppe, die das Jugendhotel und die Verwaltung des Biosphärenreservats beherbergt, soll durch einen vierten Flügel vervollständigt werden und als geschlossenes Ensemble die anderen Baulichkeiten dominieren. Der Eindruck, den die Gebäude und der öffentliche Raum gegenwärtig vermitteln, ist ohne gestalterischen Zusammenhang, unübersichtlich und verwirrend. Die meisten Nutzungen sind mehr oder weniger willkürlich ohne funktional stimmiges Konzept entstanden. Das Leitbild für die zukünftige Entwicklung zeigt deshalb einen Weg auf, wie der Wasserkuppe ein eindeutiges Image und eine lesbare Struktur verliehen werden kann. Dies wird im Wesentlichen durch verschiedene Landmarken erreicht: Eingangsplatz, Buchenhain, zentrales Karree, sinnfällige Ausblickspunkte auf Flugfeld und Fliegerdenkmal. Diese markanten Punkte werden durch eine klare Wegeführung miteinander vernetzt.
Ein innerer Rundweg umfasst die kommerzielle Nutzungen und den Segelflugbetrieb. Dieser Bereich wird durch den bestehenden Tannenwald umschlossen, der in einen Mischwald umgewidmet wird. Nur die Fluganlage auf der Südseite öffnet sich zur freien Landschaft. Ein äußerer Rundweg führt über die offene Höhe der Wasserkuppe. Beide Rundwege sind über eine torartige Verbindung zu einem Rundwanderweg in Form einer Acht verbunden. Ein gepflasterter Eingangsplatz mit umfassendem Ausblick auf die gesamten Aktivitäten der Start- und Landebahn verbindet den Rundgang mit der Landstraße.
 
Raumprogramm
Foyer mit Kasse und Garderobe
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Ausstellungsfläche (Segelflugzeuge, Modellflugzeuge,Infotafeln, Schaukästen, Videokabinen)
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3.000 qm
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Cafeteria
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120 qm
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- Küche, Lager
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60 qm
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Vortragssaal, Kinoraum
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250 qm
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Bibliothek
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100 qm
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Archiv
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150 qm
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Shop
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50 qm
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Verwaltung (Büros)
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80 qm
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- Sitzungsraum
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50 qm
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Lager
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200 qm
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- Technik
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ca. 100 qm
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- sanitäre Anlagen
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ca. 50 qm
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GESAMT
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4.310 qm
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